Strahlende Lichtfigurinen im selbstvergessenen Gestus ihres virtuosen tänzerischen Auftritts, Animationskraft der Show aus der faszinierenden Direktheit solcher Körpersprache gewonnen.
Nachtgestalten
Werner Kroeners Werkzyklus „Night“ präsentiert eine Reihe von Figuren, die in der expressiven Haltung von Tanzenden vor schwarze Bildhintergründe gesetzt erscheinen. Diese Gestalten trifft grelles Licht. Auf der Oberfläche ihrer Körper reflektieren sie einen Schein, der hart und fluoreszierend eher die Schärfe von aufzuckenden Stroboskopblitzen abbildet als eine gleichförmige Ausleuchtung. In den Schattenzonen der Körper erscheint dieses Licht quasi in seine Farbanteile zerlegt, zerfällt es mit flirrenden Brechungen und Überschichtungen, die zugleich Plastizität nachformen und die Figurenvolumina markieren. Farbige Linien sind als eigenständige graphische Textur ausgearbeitet; sie setzen Konturen, durchziehen die Körperoberflächen mit den Akzenten ihrer heftigen Schrift.
So erscheinen die Figuren von einer verfremdeten halluzinatorischen Inszenierung des Lichts erfasst, die beim Betrachter das Nachtleben in Rap-Lokalen und Tanzbars zu assoziieren vermag: Eine rauschhafte Gegenwelt von Nightshows und tanzenden Figurinen im Discofieber. Aber das fremdartige nächtliche Jugend-Szenario ist nicht in concreto gezeigt: Jeder Körper steht isoliert für sich, nur das Ensemble der Bilder im Werkzyklus setzt die Assoziation einer solchen Nachtwelt der Großstadt frei. Zudem sind die Gestalten in ihrer Erscheinungsform fragmentiert: Sie stellen sich dar als eine Reihe von Torsi, deren Pose und Körpergestus im Focus einer exzessiven Beleuchtung sie vor allem als Tanzende in konzentrierter Selbstvergessenheit deklariert. Aber im einfachen Sinne künstlerischer Gattungstraditionen handelt es sich bei diesen Darstellungen zunächst einmal um Akte im Kunstlicht vor dunklem Grund. Darin liegt die Spannung zwischen künstlerischem Bild-Konzept und situationsbezogener Assoziation: Gestalten der Nachtwelt.